Schwanheimer Schleim
#worstcase #gelbewolke #toxicenvironment
Am Rosenmontag 1993 regnete über Frankfurt-Schwanheim eine gelbe Wolke nieder. Die Wolke nahm ihren Weg vom Chemiewerk der ehemaligen Hoechst AG über den Main und legte sich als gelber Schleim über die Ortsteile Goldstein und Schwanheim. Erst wenige Tage später stellte sich heraus, dass die Wolke mit einer gefährlichen chemischen Substanz geladen war und durch einen Störfall im Chemiewerk in die Luft geschossen wurde.
Ab 13.9.2014 kehrt die gelbe Wolke in Griesheim und Umgebung zurück – Hendrik Quast und Maika Knoblichproduzieren an drei Orten in Schwanheim ihren eigenen Störfall. Inspiriert von den Ereignissen von 1993 wird essbarer, aber ungeniessbarer gelber Schleim in den zum Schleimverkauf umfunktionierten Erdbeerhäusern gekocht. Drei Schwanheimer Vereine fungieren hierbei als Gastgeber für die Erdbeere: die Gaststätte "Zum Nussbaum" in der Kleingarten Kolonie II, der Kobelt-Zoo und der Hundeplatz von Schwanheim. Das Projekt fand im Rahmen von EVAKUIEREN – Frankfurts erster Flucht- und Rettungsplan für die Rhein-Main-Regionstatt, das ein internationales Künstler- und Research-Team unter der Leitung von Akira Takayama entwicklte.
Idee, Kurator Akira Takyama
Produktion Port B, Tokyo & Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main.
Koproduktion Staatstheater Mainz, Hessisches Staatstheater Mainz
Gefördert durch Kulturstiftung des Bundes, Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Japan Foundation, Hessische Theaterakademie
Vor der Gaststätte einer Schrebergartenanlage steht ein Erdbeerhäuschen, in dem das junge Künstlerduo Quast & Knoblich eine wortwitzige Werbeshow der anderen Art performt, die gelben Schleim als Reinigungsprodukt anpreist und schön böse die Beruhigungslyrik von Wirtschaft und Politik persifliert.
nachtkritik vom 13.9.2014 von Esther Boldt